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Karl Abenthum
Schule und Studium
Karl Johann Abenthum wurde als unehelicher Sohn der Franziska Abenthum im Münchener Westend geboren. Er wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. Die Mutter sicherte ihren Unterhalt als Arbeiterin und Köchin, der Vater Karl Liedl, ein Musiker und Gelegenheitsarbeiter, zeigte kaum Interesse für sein Kind. Seine Kindheit verbrachte er zunächst bei seinen Großeltern in Mühldorf a.Inn, später in Uffing. Nach der Volksschule in Eglfing und Farchant besuchte er von 1914 bis 1920 das Missionsseminar in Schweiklberg und kam dann nach Burghausen. Am dortigen Kurfürst-Maximilian-Gymnasium erfuhr er eine klassisch-humanistische Ausbildung und sein Interesse für Astronomie, die Natur der Pflanzen sowie die Liebe zur Kunst wurden geweckt. 1923 legte er die Reifeprüfung ab. Dem intelligenten und eifrigen Schüler stand so der Weg offen, innerhalb der Kirche sozial aufzusteigen.

Er studierte in den Jahren 1923/24 Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Freising und von 1924 bis 1927 Theologie an der Universität München. Sein letztes Studienjahr führte ihn als Schüler des Klerikalseminars wieder nach Freising. Am 29. Juni 1928 empfing er auf dem Domberg durch Kardinal Michael Faulhaber die Priesterweihe.

Die ersten Jahre als Seelsorger
Drei Wochen später kam er am 20. Juli 1928 als Kaplan in die neu gegründete St. Franziskusgemeinde im Münchner Stadtteil Untergiesing. Stadtpfarrer Thomas Stadler, der zeitlebens ein enger Wegbegleiter Abenthums blieb, führte ihn in die Seelsorgepraxis ein. 1933 legte er die Pfarrkonkursprüfung ab und war ab 1. Mai 1935 Pfarrvikar. Früh wurden seine Predigten zum Spagat mit der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Sommer 1933 durchsuchte die Gestapo sein Haus. Wegen Äußerungen während einer Predigt wurde er später zum Verhör vorgeladen.

In der Münchner Dompfarrei
Zum 1. November 1935 kam er als Kooperator an die Münchner Dompfarrei Unserer Lieben Frau, die bis zu seiner Entpflichtung Wirkungsstätte blieb.
Im Jahr 1937 wurde er zum Zweiten Domprediger bestellt und war ab 1939 Erster Domprediger. Am 4. September 1942 wurde er von Kardinal Faulhaber zum Dompfarradministrator und schließlich am 25. Juni 1946 zum Dompfarrvikar ernannt. Auf ihn gehen zahlreiche Initiativen für die Predigtausbildung des Klerus zurück. Vor allem galten seine Bemühungen als Dompfarrer aber dem Wiederaufbau und der inneren Ausgestaltung der durch Kriegseinwirkung schwer beschädigten Frauenkirche. Bei der Nachfolge auf den im Frühjahr 1946 verstorbenen Thomas Stadler diente der Dompfarrei noch die notdürftig wiederhergestellte Dreifaltigkeitskirche als Notbehelf. In seiner Funktion als Dompfarrer und langjähriger Vorsitzender des Domrestaurierungs-Vereins begleitete er die mehr als zehn Jahre dauernde Wiederherstellung der Kirche. Zum Abschluss der Einwölbung setzte er am 12. März 1953 die letzten drei Steine. Aus Anlass der Vollendung des Domes am 18. September 1957 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Päpstlichen Hausprälaten.

Im Metropolitankapitel und in der Diözesanverwaltung
1946 war Abenthum in das Metropolitankapitel aufgenommen worden. Für den greisen Domkapitular Sebastian Fischer wurde er am 24. März 1946 zum Canonicus Coadjutor gewählt (mit Wirkung zum 1. Juli 1946) und zwei Jahre später, am 16. März 1948, wählte ihn das Metropolitankapitel der Frauenkirche zum Domkapitular. Seine Aufschwörung erfolgte am 23. März 1948. Kardinal Faulhaber ernannte ihn zum Stadtkommissar, zum Pönitentiar und zum Dekan des Stadtdekantes Zu Unserer Lieben Frau.
In der Diözesanverwaltung übernahm er Teilaufgaben des Caritasreferates und organisierte die Betreuung der Kriegsflüchtlinge und beim Katholischen Familienwerk, als Nachfolger von Erwin von Kienitz, die Tätigkeit eines Geistlichen Beirates. Vermutlich rührt sein Einsatz für die Caritas aus den sozial einfachen Verhältnissen, denen er selbst entstammte.
Bestimmend für seinen Wirkungskreis in der Diözesanverwaltung war zudem die große Liebe zur Liturgie. Stets war er bestrebt, feierliche und spirituell ansprechende Gottesdienste zu feiern.
Im Generalvikariat hatte er die Referate für Liturgie und Kirchenmusik sowie für Strafgefangenen- und Krankenhausseelsorge inne und war Kirchenrektor der Dreifaltigkeitskirche an der Pacellistraße. Als Dompfarrer und Kanoniker bestellte ihn Faulhaber zum Summus Custos der Domkirche. Während des im Sommer 1960 in München durchgeführten Eucharistischen Weltkongresses war er Mitglied der Liturgischen Kommission und der Programmkommission.

Für verschiedene homiletische Zeitungen veröffentlichte er Beiträge zur Geschichte und Theorie der geistlichen Rede. Zudem schrieb er einen Führer über den Münchener Dom.
Nach mehr als 25-jährigem Wirken wurde er zum 1. September 1972 aus Altersgründen von seinem Kanonikat entpflichtet und resignierte gleichzeitig als Dompfarrer.

In den Mittagsstunden des 27. Dezember 1976 erlag er im Alter von 75 Jahren einer Kreislaufschwäche. Drei Tage später wurde er in der Grabstelle des Domkapitels auf dem Münchener Waldfriedhof beigesetzt.

Ehrungen
September 1972: Medaille „München leuchtet – den Freunden Münchens“

Schriften
Das Jahr des Herrn. – München: Glocken-Verlag, 1946
Der eheliche Mensch. – Eichstätt: Franz-Sales-Verlag, 1947
Das Wagnis der letzten Stunde. – Eichstätt: Franz-Sales-Verlag, 1948
Zur Seelsorgslage Münchens im 19. Jahrhundert. Ein Beitag und ein Deutungsversuch zur heutigen Seelsorgslage in München, in: Monachium. Hg. von A. W. Ziegler, München 1950, S. 191–198

Weiterführende Literatur und Quellen
Bayerisches Hauptstaatsarchiv StK BayVO 619
Hans-Jörg Nesner: Das Metropolitankapitel zu München (seit 1821). in: Monachium Sacrum, Bd 1., München 1994, S. 562
Friedrich Frei: Nationalsozialistische Verfolgungen katholischer Geistlicher im Erzbistum München und Freising. in: Das Erzbistum München und Freising in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, Bd 1., München 1984, S. 409
Dompfarrer Abenthum 60 Jahre. in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 57/1966, 8. März 1966
Prälat Karl Abenthum gestorben in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 301/1976, 28. Dezember 1976
Michael Höck: Der treue Hüter der Frauenkirche. in: Münchner Katholische Kirchenzeitung, Nr. 2/1977, 9. Januar 1977
Karl Abenthum
katholischer Priester und Päpstlicher Hausprälat, Domkapitular in München

Verdienstorden: 23. Juni 1962
Matrikel-Nr.: 619
Vorgeschlagen durch:
Bayerischer Ministerpräsident

* 8. März 1901 in München
† 27. Dezember 1976 in München

Vater: Karl Liedl
Mutter: Franziska Abenthum

GND: 140195092