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Josef Afritsch
Ausbildung und Beruf
Afritsch wurde als Sohn von Anton Afritsch, dem Gründer der sozialistischen Jugendorganisation Kinderfreunde Österreich, geboren. Seit seiner frühesten Kindheit war er so mit der sozialistischen Bewegung aufs Innigste verbunden und übernahm später auch eine leitende Position bei den Kinderfreunden.
Nach dem Besuch der Volksschule und Bürgerschule sowie einer dreijährigen Ausbildung an der höheren Obst- und Gartenbauschule in Eisgrub trat er 1923 in den Dienst der Stadtgartendirektion Wien ein. Bis zu seiner Entlassung im Jahre 1942 war er dort als Gärtnereifachmann im In- und Ausland, davon einige Jahre in Deutschland, zuletzt als Gartenoberinspektor der Stadt Wien hauptberuflich tätig.

Erste politische Stationen
Daneben übte er in den Organisationen der Arbeiterjugend und in der Gewerkschaftsbewegung leitende Funktionen aus. Unter dem Eindruck des Österreichischen Bürgerkrieges des Februars 1934 organisierte er in Wien für dessen Opfer den Hilfsfonds Gesellschaft der Freunde. Seine politische Tätigkeit setzte er auch nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 fort. Als Funktionär der SPÖ wurde er 1942 von den Nationalsozialisten wegen illegaler politischer Arbeit seines Dienstes enthoben, mehrmals verhaftet und als Regimegegner zu einer zweijährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Bis Kriegsende hielt er sich bei Freunden verborgen.

In der Zweiten Republik
1945 wurde er Mitglied des Parteivorstandes der SPÖ und des Vorstandes der Landesorganisation Wien der SPÖ. Bei den Gemeinderatswahlen in den Jahren 1945, 1949 und 1954 wurde er zum Gemeinderat und zum Abgeordneten im Wiener Landtag gewählt. Am 20. April 1945 erfolgte seine Bestellung zum Amtsführenden Stadtrat für allgemeine Verwaltungsangelegenheiten. In dieser Position, die er bis 1959 bekleidete, organisierte er das Bevölkerungs- und Einbürgerungswesen neu – über 100.000 Menschen wurden nach Kriegsende eingebürgert –, den Aufbau der Bezirksverwaltungen, die im Nachkriegselend notwendigen Hilfsaktionen, die Heimkehrerfürsorge, die administrative Leitung der Wahlen, den Aufbau der Feuerwehr der Stadt Wien und der öffentlichen Verwaltungen sowie die Gewerbeangelegenheiten.

1951 wurde er zum Stadtgartendirektor ernannt und gleichzeitig von der Ausübung des Dienstpostens beurlaubt, um sein Stadtratsamt ausführen zu können. Anlässlich der Neubildung der österreichischen Bundesregierung im Juli 1959 wurde er von der SPÖ als Nachfolger Oskar Helmers zum Bundesminister für Inneres vorgeschlagen und gehörte ab dem 16. Juli 1959 dem Kabinett von Bundeskanzler [LINK PE=Julius_Raab]Julius Raab[/LINK] (ÖVP) an. Nach den Parlamentswahlen im Herbst 1962, bei denen Afritsch erstmals in den Nationalrat einzog, blieb er auch im Kabinett von Alfons Gorbach (ÖVP) Innenminister, übergab aber sein Amt am 27. März 1963 an den Gewerkschafter Franz Olah (SPÖ).

Danach übernahm er als Regierungskommissär die Leitung der Organisation für die Wiener Internationale Gartenschau, die zwischen April und Oktober 1964 im Donaupark stattfand.

Als Präsident des Wohlfahrtsvereins „Volkshilfe“ widmete er sich interkonfessionellen, karitativen Bestrebungen. In den Jahren 1956/57 leitete er eine große Hilfsaktion anlässlich des Aufstandes in Ungarn. Er war Vizepräsident der Österreichschen Gartenbaugesellschaft, bis 1959 Vertreter der Gemeinde Wien im Aufsichtsrat der Wiener Flughafen-Betreibergesellschaft m.b.H., Präsident des Aufsichtsrates der Kinobetriebsanstalt KIBA, Aufsichtsrat der „Austria-Wochenschau“ und der Filmverleihgesellschaft „Union“.

Ehrungen
2. Mai 1957: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
10. März 1961: Bürger ehrenhalber der Stadt Wien
Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof

Weiterführende Literatur und Quellen
Bayerisches Hauptstaatsarchiv StK BayVO 421
Ernst Bruckmüller (Hrsg.): Personenlexikon Österreich..– Wien: Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, 2001
Josef Afritsch
Bundesminister für Inneres der Republik Österreich

Verdienstorden: 19. November 1960
Matrikel-Nr.: 421
Vorgeschlagen durch:
Bayerischer Ministerpräsident

* 13. März 1901 in Graz
† 25. August 1964 in Wien

Vater: Anton Afritsch (1873–1924)

GND: 1017813914